Danke an die Mannschaft

Das waren noch Zeiten, zur letzten Jahrtausendwende, auch für die Zittauer Schmalspurbahn: Die Finanzen für den Betrieb waren auskömmlich, Instandsetzungen an Gleisen, Brücken und Gebäuden wurden angemeldet und von genügend Fremdfirmen zu bezahlbaren Preisen ausgeführt, die Lokomotiven gingen plangemäß zur Hauptuntersuchung nach Görlitz und später Meiningen, sie waren bezahlbar und liefen einwandfrei und schließlich gab es genügend qualifiziertes Personal, um alle Aufgaben zu erledigen. Dafür war die Belegschaft der SOEG mit 40 Mitarbeitern, drei Betriebsleitern und einem Geschäftsführer ausgelegt, auch um einige Visionen und neue Projekte umzusetzen.
Aktuell befindet man sich in einem völlig anderen Universum: Eine dynamisierte Finanzierung muss in der Politik immer wieder neu „erkämpft“ werden, die allgemeinen Kosten steigen dagegen um das Vielfache, der Verfall der Infrastruktur ist nur mit größten Anstrengungen aufzuhalten, die Hauptuntersuchungen an Lokomotiven und Wagen müssen in den eigenen Werkstätten ausgeführt werden, weil Meiningen nicht mehr bezahlbar ist und beim Personal stehen weder genügend noch ausgebildete neue Mitarbeiter zur Verfügung, um die natürliche Fluktuation auszugleichen, die notwendigen Gehaltssteigerungen, die Rente mit 63 und eine zunehmende Work-Life-Balance verschärfen die Situation zusätzlich.
Konkret bedeutete das in den letzten Monaten (neben der Bewältigung der Corona-Pandemie): Verhandlungen zum Doppelhaushalt des Freistaates Sachsen zur Finanzierung des Betriebes, der Neubau der Mandaubrücke mit Inselbetrieb, die aufwendige Abwicklung des 9 €-Tickets, Verhandlungen über einen Inflationsausgleich wegen der gestiegenen Energie- und Personalkosten, permanente Ausbildung von teilweise nicht geeigneten Quereinsteigern, der Ausgleich von Spannungen innerhalb der Belegschaft auf Grund der Corona-Pandemie, die Erstellung von überbordeten Statistiken und Nachweisen, Verhandlungen zum Deutschlandticket mit einheitlichem Historik-Zuschlag, die Projektierung und die Begleitung zum Bau einer Leichtöllok wegen gestiegenem Umweltbewusstsein und Waldbrandgefahr, die Hauptuntersuchung zuerst an IV K „145“ und aktuell an 99 760 in der eigenen Zittauer Lokwerkstatt, Verhandlungen zur Finanzierung eines kurzfristig notwendigen Schwellenaustausches sowie die Begleitung der entsprechenden Arbeiten und schließlich der noch nicht „verdaute“ Unfall des I K-Zuges mit allen seinen Folgen.

Zur Bewältigung dieser früher nicht vorhandenen Aufgabenfelder gehen die Mitarbeiter und das Führungspersonal an ihre Grenzen und teilweise darüber hinaus, schließlich gilt es, einen Verkehrsvertrag zu erfüllen. Ein Ausfall oder eine Reduzierung von Zügen soll unter allen Umständen vermieden werden, aber die Kraft reicht gerade noch aus, um die notwendigen laufenden Themen abzuarbeiten, für neue Projekte gibt es kaum noch Möglichkeiten.
Für all die geleistete Arbeit gilt es der Belegschaft und den Betriebsleitern einmal Danke zu sagen, wohl in dem Wissen, dass es nicht selbstverständlich ist, viel zu oft die eigenen Wünsche und den Blick auf die Gesundheit zurück zu stellen, um das Rad weiter am Laufen zu halten.

SOEG