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Angespannte Fahrzeugsituation im Juli

Die am 2. Januar dieses Jahres gemeldeten Probleme des Dampflok-Ausfalls haben sich im Juli leider wieder verschärft. Zwischenzeitlich lief der Betrieb stabil, trotz Corona wurde dieser ohne Pause durchgeführt, einige Züge wurden allerdings auch mit den Dieselloks gefahren.

In der aktuellen Situation mussten wiederum die Dieselloks einige Zugleistungen des Gebirgspendels übernehmen, weil die Dampftechnik ausfiel. Auch wenn dies mit unserem Zweckverband so abgestimmt ist, ist die Situation für die SOEG alles andere als erfreulich und wir möchten uns bei unseren Fahrgästen in aller Form dafür entschuldigen, wenn ein geplanter Zeitreisezug durch einen anderen ersetzt werden muss, wenn eine Diesellok wegen Dampflokschaden vorgespannt ist oder wenn ein Zug einmal komplett ausfällt, weil der Loktausch einige Zeit in Anspruch nimmt.

Zum Hintergrund: Grundsätzlich ist zu sagen, dass es bei einem Umlauf von bis zu drei Zügen (aktuell von Freitag bis Sonntag wegen des km-Ausgleichs auf Grund von Corona) größere Anstrengungen und Kosten bedeutet, die Lokomotivtechnik einsatzbereit zu halten, als auf einer Bahn mit zumeist nur einem oder zwei Zugumläufen. Vor diesem Hintergrund hatte sich die SOEG auch entschieden, ihre Dampfloks weiterhin im Dampflokwerk Meiningen untersuchen zu lassen, obwohl sich die Preise dafür nahezu verdoppelt haben, wie die aktuell in Meinigen befindliche 99 758 aufzeigt. Die Zuwendungen aus dem Verkehrsvertrag berücksichtigen derartige Preissprünge jedoch nicht. Hier bleibt nur der konsequente Weg der Fahrgasterhöhung durch immer neue Angebote, was sich allerdings nicht endlos fortsetzen lässt.

Zu dem enormen Budget für die Dampftechnik ist neben den Kosten von Meiningen auch eine Investition zu rechnen, die es so nur bei der SOEG gibt. Für die zukünftig geplanten Dampfloks wurde im Aufsichtsrat ein Neubauprogramm für Lokkessel beschlossen. Ziel ist es, die technische Basis für die nächsten Jahrzehnte abzusichern. Nach einer Ausschreibung musste der Auftrag an einen externen Hersteller vergeben werden, weil die Kosten für die neuen Kessel in Meiningen doppelt so hoch gewesen wären. Grundsätzlich sind diese neuen Kessel von guter Qualität, es kamen auch neue Technologien wie Rauchkammern aus Edelstahl zum Einsatz, um diese haltbarer zu machen. Probleme hatte der Hersteller aber mit dem Anwalzen und Verschweißen der Rohre im Kessel.

Aktuell überlagern sich zwei Probleme. Zum einen kann die für März/April geplante Anlieferung der 99 758 aus Meiningen erst im September erfolgen. Ein Grund dafür ist auch die zwischenzeitliche Reparatur des Dampfzylinders der 99 731 in Meiningen, wofür die SOEG sehr dankbar war. Zum anderen ist die Kesselbaufirma Lonkwitz derzeit dabei, die Mängel an den Rohren der neuen Kessel abzustellen, konkret an der 99 731. Am dritten Neubaukessel für die 99 758 ist das bereits korrigiert worden. Zu diesen beiden schwerwiegenden Themen kommt noch hinzu, dass es an den beiden musealen Fahrzeugen IV K „145“ und VT 137 322 immer wieder einmal Ausfälle auf Grund ihres hohen Alters kommt. Die Beschaffung von Ersatzteilen oder die Reparatur ist dabei sehr zeitaufwendig. Zusätzlich kam es bei 99 749 zu erneuten Problemen an der vorderen Laufachse, obwohl diese zur Reparatur in der LW Oberwiesenthal war.

Schließlich war überlegt worden, ob evtl. eine Ersatzlok eines befreundeten Unternehmens (Press oder SDG) für diesen Sommer eine Lösung gewesen wäre. Da aber die Dampfloktechnik alle Bahnen vor große Herausforderungen stellt, hat sich die SOEG entschieden, die Partner nicht über Gebühr zu belasten und die Probleme allein zu meistern. Dafür wurde schließlich auch in die Dieselloks investiert, die 199 018 der SOEG wurde neumotorisiert, ein weiterer Beleg für die enormen finanziellen Mittel, die in Zittau in die Lokomotiven fließen. Aktuell arbeiten die technische Betriebsleitung und das Werkstattpersonal in enger Kooperation mit anderen Werkstätten mit Hochdruck daran, alle Fahrzeuge einsatzfähig zu bekommen und zu halten, um den Betrieb bis Anfang November wie geplant durchführen zu können.

Als Fazit kann man sicher auch die Frage stellen, ob die zusätzlichen Angebote wie bspw. der Triebwagen, die Zeitreisezüge, die Übernachtungsangebote oder bspw. das geplante Güterzug-Museum in Zittau Vorstadt (was zumeist Holzarbeiten und eine Neulackierung von Vereinswagen darstellt) in Zittau sinnvoll waren. Ohne diese Angebote allerdings wären die Besuchs- und Fahrgastzahlen mit unter 100 Tausend immer noch auf dem Niveau von 2006 und nicht wie im letzten Jahr bei über 250 Tausend. Eine Frage nach der Bezahlbarkeit von Meiningen oder von Neubaukesseln würde sich damit erübrigen. Eine zukünftige Lösung liegt nur in der Umsetzung des längst vereinbarten sächsischen Werkstattkonzeptes, mit einer Erhöhung der Kapazitäten, um auch für die Hauptuntersuchungen der Zittauer Loks unabhängiger von Meiningen zu werden. Gleichzeitig ist eine Erhöhung der finanziellen Mittel des Freistaates Sachsen über die Zweckverbände an die jeweiligen Bahnen notwendig. Diese sind derzeit in den Doppelhaushalten zwar sichergestellt, aber sowohl in ihrer Höhe als auch mit ihrem Inflationsausgleich von nur 1% zu knapp bemessen. Wenn sich hier ab 2021, auch mit Blick auf die notwendige Lohnentwicklung oder die CO2-Steuer (diese gilt auch für Dampfbahnen!) nichts tut, wird es schwierig werden, das derzeitige Niveau zu halten.

PM SOEG