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Zittauer Schmalspurbahn stellt neuen Rekord auf

Familie Fiedler hat dafür gesorgt, dass die 200 000er Marke geknackt wurde. Foto: Rafael Sampedro

Zittau. Stefan Fiedler ist am Donnerstag genau zur rechten Zeit am richtigen Ort gewesen. Eigentlich wollte der Großschönauer seinem Sohn Linus nur eine Freude machen und im Kundenbüro der Zittauer Schmalspurbahn Karten für eine Fahrt zum Bahnhof Bertsdorf kaufen. Dafür hat er den Sechsjährigen schon mittags aus der Kita in Waltersdorf abgeholt. Doch als Stefan Fiedler die Karten kaufen will, wird er im Kundenbüro mit seiner Familie besonders herzlich empfangen. Stefan Fiedler ist für die Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft (Soeg) nicht irgendein Kunde. Der 40-Jährige ist der 200 000. Fahrgast des Unternehmens in diesem Jahr.

Und deswegen erhält Familie Fiedler auch kleine Präsente und Blumen von der Soeg, dem Zweckverband Zvon und der Stadt Zittau. Das MDR-Fernsehen filmt und Pressefotografen machen Fotos wie Aufsichtsratsvorsitzende, Geschäftsführer und Oberbürgermeister die Jubiläumsfahrgäste empfangen. „Fahren sie weiter fleißig mit der Bahn“, sagt Soeg-Aufsichtsratsvorsitzender Gerd Arnold. Und vor allem meint er damit natürlich die Zittauer Schmalspurbahn, die von Jahr zu Jahr auf einer Erfolgsspur fährt. „Erstmals seit Bestehen der Soeg befördert die Zittauer Schmalspurbahn 200 000 Fahrgäste. Eine vorher undenkbare Schallmauer wurde somit durchbrochen und das bisherige Rekordjahr 2015 noch einmal übertroffen“, so Gerd Arnold.

Zurückgegangen auf 98 000 Fahrgäste im Jahr 2006 unter der alten Leitung der KVG-Busgesellschaft erhält die Schmalspurbahn seitdem kontinuierlich Zulauf. Exakt 187 747 Fahrgäste sind im vorigen Jahr mit der Schmalspurbahn zwischen Zittau und Oybin beziehungsweise Jonsdorf gefahren. Damit hatte die Soeg bereits den Rekord von 2014 noch mal um etwa 1,9 Prozent steigern können. Für Geschäftsführer Ingo Neidhardt erschien damals schon die Zahl von 184 301 Personen kaum noch zu überbieten. Jetzt ist bereits diese Schallmauer durchbrochen und das Jahr noch nicht mal rum. „Ich finde die Zittauer Schmalspurbahn einen schönen Anziehungspunkt für unsere Region“, sagt Stefan Fiedler. Als zweiter Vorsitzender des MSC Oberlausitzer Dreiländereck beschäftigt sich der 40-Jährige sonst eigentlich mehr mit wesentlich schnelleren Fahrzeugen. „Ich fahre gern mit der Bahn“, freut sich vor allem der kleine Linus, als er gegen 13 Uhr zusammen mit seinem Vater in einen der Waggons steigt. Seine Mutter Janine winkt ihnen hinterher. Sie kann leider nicht mitfahren und muss auf Arbeit.

Auch Alexander Wolfswinkel kann es am Donnerstag kaum erwarten, bis sich die Dampflok endlich in Bewegung setzt. Der 52-jährige Holländer macht eine Woche Urlaub bei seinem Bruder in Bautzen. Dort ist er aber die wenigste Zeit. Drei Tage ist der Eisenbahnfan schon im Harz gewesen, um dort mit historischen Bahnen fahren zu können. Jetzt will er das mit der Zittauer Schmalspurbahn auch machen. „Die Bahn ist toll“, sagt er. Und der Holländer kennt sie schon. Vor vier Jahren ist er wegen ihr schon mal im Sommer hergekommen.

Die Erfolgsgeschichte der Zittauer Schmalspurbahn kann auf viele Faktoren aufbauen. Dazu zählt Geschäftsführer Ingo Neidhardt die Mitarbeiter des Unternehmens, die sich mit hohem Engagement und neuen Ideen einbringen. Ein besonderes Erlebnis ist beispielsweise für Urlauber und Einheimische immer wieder die Doppelausfahrt zweier Dampfzüge am Bahnhof Bertsdorf. Nicht nur für Eisenbahnfans ist es ein Schauspiel, was man dabei auf 750 Millimeter Spurweite nur hier erleben kann, berichtet er. Zusätzlich können die Reisenden mit den Zeitreise-Zügen in die Welt vergangener Eisenbahnepochen eintauchen. Neben dem täglich verkehrenden Dampfzugangebot sind abwechselnd an den Wochenenden von Mai bis Oktober der Sachsenzug, der Reichsbahnzug und der Zittauer Triebwagen im Einsatz. Ebenso trägt aber auch das Einbinden in den Verbundraum des Zvon zum Erfolg bei.

Quelle: sz-online.de